Als das Predigerseminar unserer Landeskirche nach dem Ende der Kriegshandlungen im Jahre 1945 wieder eröffnet wurde, musste man für den Seminarbetrieb zunächst im Hause des Martin-Luther-Bundes in Erlangen eine Zuflucht suchen, da die Gebäude in Nürnberg weitgehend zerstört waren. Das Predigerseminar, das eine verhältnismäßig junge Geschichte hat, wurde im Jahre 1922 gegründet. Seine wesentlichen Aufgaben liegen in der Vorbereitung des angehenden Geistlichen auf den praktischen Gemeindedienst. Es soll gewissermaßen eine Zwischenstation sein, zwischen den Jahren des Studiums an der Universität und der dann beginnenden Tätigkeit in einem Amt unserer Kirche, als Vikar, Katechet oder in einem besonderen Dienst wie etwa der der Inneren Mission. Neben dieser so bedeutsamen Aufgabe der Vermittlung zwischen der Wissenschaft und der Praxis hat das Predigerseminar noch den Sinn, den Kandidaten in eine Lebensgemeinschaft zu stellen, aus der heraus beständige Freundschaften der jeweiligen Kursteilnehmer immer wieder zu fruchtbarem Gedankenaustausch über die oft so schweren Probleme und Aufgaben führen. Regelmäßig in den Sommerferien werden seit 1946 Ferienkurse für ehemalige Seminaristen abgehalten, für die die Anfragen lange Monate vorher eingegangen sind.
Der erste Rektor des Nürnberger Predigerseminars war unser Landesbischof D. Hans Meiser, sein Nachfolger wurde der jetzige Kreisdekan des Kirchenkreises Nürnberg D. Julius Schieder. An seiner Stelle trat 1935 der leider im vergangenen Jahr tödlich verunglückte D. Gerhard Schmidt, zuletzt Professor für praktische Theologie an der theologischen Fakultät der Universität Erlangen. Seit 1945 wird es von Rektor Hermann Dietzfelbinger geleitet, dem es auch zu danken ist, dass die Gebäude in Nürnberg wieder bewohnbar gemacht, 1948 bezogen werden konnten.
Artikel aus: Das Fenster, München Nr. 2 vom 18.5.1951, Jg. 4, EBZ München
Das Predigerseminar steht auf dem Gelände des früheren „Veilhofs“, eines landwirtschaftlichen Anwesens mit Bürgersitz, welches sich einst im Osten Wöhrds an der Straße nach Mögeldorf befand.
1863 bezog die „Nürnberger Erziehungsanstalt für arme und verwahrloste Kinder“ ein ehemaliges Fabrikgebäude in der Nähe dieses Bauernhofes.
Hofrat Karl von Raumer, von den Ideen Heinrich Pestalozzis begeistert, hatte im Jahr 1824 diese pädagogisch revolutionäre Einrichtung gegründet. Sie war bis vor ihrem Umzug nach Veilhof, in einem Wohnhaus in der Bucher-Straße untergebracht.
Obwohl im Laufe der Jahre verschiedene Erweiterungen vorgenommen wurden, entsprachen zum Ende des Jahrhunderts die Räumlichkeiten, besonders in hygienischer Hinsicht, nicht mehr den Anforderungen. Die „Erziehungsanstalt Rettungshaus zu Veilhof“ wurde deshalb von amtlicher Seite beauftragt, die bestehenden Missstände abzustellen.
1902 errichtet man auf dem Gelände einen großzügigen Neubau. Er zeigte die Hochschätzung, die man um diese Zeit sozialen Projekten entgegenbrachte. Der große Garten, der sich damals noch über die Pegnitz ausdehnte, versorgte das Haus mit Kartoffeln, Obst und Gemüse sowie mit Futter für die Tierhaltung.
Predigerseminar seit 1922
Im Jahr 1922, als die Erziehungs- und Resozialisierungseinrichtung in den „Auhof“ bei Hilpoltstein übersiedelte, konnte die Evang.-Luth. Kirche in Bayern das Haus für ein Predigerseminar erwerben. Der erste Rektor war der nachmalige Landesbischof Meiser.
Eigentlich war das Haus für ein Predigerseminar mit etwa 20 Kandidaten zu groß. Daher zog am 1. Mai 1922 die heutige Löheschule in den Ostteil des Gebäudes ein. Die festliche Einweihung des Predigerseminars fand am 5. Oktober 1922 statt.
1932 sollte der Pachtvertrag mit der Mädchenschule auslaufen. Der Bauzustand des Hauses verlangte nach einer gründlichen Sanierung. Rektor Schieder schrieb 1931 in seinen Jahresbericht: „Wenn nun auch noch die letzten Arbeiten gemacht werden können, dann ist unser Seminar eines der schönsten in Deutschland, vielleicht das schönste.“
Die Begeisterung des Rektors war verständlich; nunmehr bot das große Haus mit seiner modernen Einrichtung 23 Kandidaten Platz. Leider dauerte diese Phase nicht lange. Bald darauf wurde das Haus als Aufnahmelager in die Kriegsplanungen mit einbezogen. 1941 fielen zum ersten Mal Bomben. 1943 fiel ein ganzer Regen von Brandbomben auf das Predigerseminar, das teilweise bis zum Parterre ausbrannte. Auch die schönen charakteristischen Giebel waren zusammengestürzt.
Bis zum Kriegsende diente das Haus dennoch verschiedenen Zwecken. Nach der Zerstörung der Feuerwache Ost war auch die Notfeuerwehr in den Kellerräumen untergebracht. Die immer größer werdende Wohnungsnot brachte es schließlich mit sich, dass sich fünf Flüchtlingsfamilien wild im Predigerseminar einmieteten. Im Erdgeschoss fand das Hilfswerk des Landesvereins der Inneren Mission eine vorübergehende Unterkunft. Der Ausbildungsbetrieb zog 1946 nach Erlangen um.
Umzug nach der Zerstörung im Krieg und Neuaufbau bis 1952
Rektor Dietzfelbinger unternahm von Erlangen aus alle möglichen Anstrengungen, das Predigerseminar in Nürnberg wieder in Gang zu bringen. Im August 1946 legte er einen Bericht über den Bauzustand des Hauses vor. Unter Verzicht auf die Wiederherstellung des zweiten Obergeschosses und auf die Erker und Giebel aus der Gründerzeit, sollten 17 Kandidatenzimmer und entsprechende Seminarräume errichtet werden. Auch für die Diakonissen und das Hauspersonal musste Platz geschaffen werden. Der Westflügel blieb vorerst unbenutzbar.
Erst im Sommer 1949 konnte das Predigerseminar wieder in Nürnberg einziehen. Die Sanierung hatte 105.000 DM gekostet. Dazwischen lag aber die Währungsreform!
Die Schwierigkeiten, die Rektor Dietzfelbinger damals hatte, das notwendige Baumaterial aufzutreiben, kann man sich heute kaum mehr vorstellen. Vor allem fehlte es an Holz, Heraklithplatten, Nägeln und Glas. Nur durch unermüdliches Briefschreiben (Telefon hatte er damals noch nicht) und unter Einsatz sämtlicher verfügbarer Kontakte zu Pfarrern in der ganzen Landeskirche gelang es ihm, das notwendige Material zu bekommen.
Im August 1949 zog die Familie Dietzfelbinger endlich ein. Am 1. Oktober begann der erste Kurs mit 17 Kandidaten. Von da an betrieb Rektor Dietzfelbinger energisch den weiteren Wiederaufbau. Das Haus zeigte in seinem Äußeren noch den Zustand von 1943, als es in Flammen aufging. Vor allem fehlte das zweite Obergeschoss, das früher die Zimmer der Kandidaten beherbergte.
1950/51 lagen die Pläne für den endgültigen Ausbau vor. Die wichtigsten Elemente waren ein neues Dach und der Ausbau des zweiten Oberschosses.
Am 1. Dezember 1952 wurde der Umbau in einer kleinen Einweihungsfeier in Anwesenheit des Landesbischofs Meiser abgeschlossen.
Seit den 70er Jahren sanken die Erträge des landwirtschaftlichen Betriebs unter die Rentabilitätsgrenze. Der Bauzustand des Hauses machte außerdem eine gründliche Renovierung nötig.
Das 1952 wiederaufgebaute Predigerseminar. Nach viermonatigem gemeinsamen Studium folgte die Praxis als Pfarrvikar in den Gemeinden. BILD 2: Eine kleine Gruppe weckt die Kameraden mit einer Morgenmusik. BILD 3: Am Vormittag erhalten die Kandidaten Unterricht durch Rektor und Inspektor. BILD 4: Die Bibliothek wird von den Teilnehmern selbst verwaltet. (Bilder aus dem Artikel "Das Predigerseminar Nürnberg" aus: Das Fenster, München Nr. 2 vom 18.5.1951, Jg. 4, EBZ München)
Umbau und Neuanlage des Gartens 1990-1992
1987 –1989 kam es zu umfangreichen Planungen ähnlich wie 1931. Aus der Landwirtschaft sollte ein Erholungsgarten am Wöhrder See werden. 1990 wurden die Maßnahmen durchgeführt. Der Seminarbetrieb wurde für knapp ein Jahr ausgelagert.
Am 21. Juni 1991 konnte das praktisch neue Haus und der neue Garten übergeben werden. Für die Konzeption war, wie schon 1922 wichtig, dass das Gebäude voll genutzt wird. Da die Vikarsgruppen in der Regel nicht wesentlich mehr als15 Teilnehmer umfassen, bietet das Haus für eine zweite Tagungsgruppe Platz zur Einkehr oder zur gemeinsamen Arbeit.
Gegenwärtig (1991 [admin]) durchlaufen etwa 80 Vikarinnen und Vikare in fünf festen Gruppen in einem zweieinhalbjährigen Rhythmus das Lernvikariat. Sie werden zu einzelnen Kurswochen in das Predigerseminar einberufen, in denen die in der Gemeinde gemachten Erfahrungen vertieft und theologisch reflektiert werden.
Dieser Artikel wurde von Franz Peschke verfasst und in der Schrift „Wöhrd. Die Zerstörung im Jahre 1943“
hg. v. Vorstadtverein Nürnberg-Wöhrd von 1877 Rennweg und Schoppershof, Januar 1995,1,S. 63-64 veröffentlicht.
Das Predigerseminar nach dem Umbau 1992Blick in den GartenDer Pavillon
Als das Predigerseminar unserer Landeskirche nach dem Ende der Kriegshandlungen im Jahre 1945 wieder eröffnet wurde, musste man für den Seminarbetrieb zunächst im Hause des Martin-Luther-Bundes in Erlangen eine Zuflucht suchen, da die Gebäude in Nürnberg weitgehend zerstört waren. Das Predigerseminar, das eine verhältnismäßig junge Geschichte hat, wurde im Jahre 1922 gegründet. Seine wesentlichen Aufgaben liegen in der Vorbereitung des angehenden Geistlichen auf den praktischen Gemeindedienst. Es soll gewissermaßen eine Zwischenstation sein, zwischen den Jahren des Studiums an der Universität und der dann beginnenden Tätigkeit in einem Amt unserer Kirche, als Vikar, Katechet oder in einem besonderen Dienst wie etwa der der Inneren Mission. Neben dieser so bedeutsamen Aufgabe der Vermittlung zwischen der Wissenschaft und der Praxis hat das Predigerseminar noch den Sinn, den Kandidaten in eine Lebensgemeinschaft zu stellen, aus der heraus beständige Freundschaften der jeweiligen Kursteilnehmer immer wieder zu fruchtbarem Gedankenaustausch über die oft so schweren Probleme und Aufgaben führen. Regelmäßig in den Sommerferien werden seit 1946 Ferienkurse für ehemalige Seminaristen abgehalten, für die die Anfragen lange Monate vorher eingegangen sind.
Der erste Rektor des Nürnberger Predigerseminars war unser Landesbischof D. Hans Meiser, sein Nachfolger wurde der jetzige Kreisdekan des Kirchenkreises Nürnberg D. Julius Schieder. An seiner Stelle trat 1935 der leider im vergangenen Jahr tödlich verunglückte D. Gerhard Schmidt, zuletzt Professor für praktische Theologie an der theologischen Fakultät der Universität Erlangen. Seit 1945 wird es von Rektor Hermann Dietzfelbinger geleitet, dem es auch zu danken ist, dass die Gebäude in Nürnberg wieder bewohnbar gemacht, 1948 bezogen werden konnten.
Artikel aus: Das Fenster, München Nr. 2 vom 18.5.1951, Jg. 4, EBZ München
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